Article Number: 598
Hard Cover, German, Staple Binding, 104 Pages, 2007, diaphanes
Yussef Bazzi

Yassir Arafat sah mich an und lächelte

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Sommer 1981. Ich bin 14 Jahre alt. Mahmud Al-Taki trägt meinen Namen in das Heft ein und bringt mich in die Ausrüstungskammer:

Porträt des Kämpfers als junger Mann

»Sommer 1981. Ich bin 14 Jahre alt. Mahmud Al-Taki trägt meinen Namen in das Heft ein und bringt mich in die Ausrüstungskammer: Stiefel vom Typ Ranger, die dunkelgrüne Uniform, das Sturmabzeichen auf der Schulter, ein Behälter mit drei Munitionsmagazinen, zwei Granaten, eine schlanke, russische Kalaschnikow mit einer abgesägten 11er-Mündung. So werde ich Mitglied der Milizen, die der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei in Beirut unterstellt sind. Der Sold beträgt sechshundert Libanesische Lira und eine Packung Zigaretten pro Tag.«

»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« ist der erschreckend nüchterne Bericht eines Jungen, der als Kämpfer im libanesischen Bürgerkrieg zwischen Schulbank und Geschützgraben heranwächst. Fünf Jahre lang hat der Junge teil am erbitterten Kampf um kleinste Territorien bei ständig wechselnden Allianzen, er erstürmt Stellungen, liegt unter Beschuss, wirft Granaten, tötet und wird nebenbei in der Großstadt Beirut erwachsen, lernt Mädchen, Pornos, Drogen, Alkohol kennen. Er begegnet dem Grauen mit Coolness, genießt seinen neuen Status, lebt den Krieg, wie andere Jugendliche ein Videospiel spielen: der Gegner – eine auszuschaltende Figur, Befehle – sind auszuführen.

Yussef Bazzi enthält sich jeglicher politischen oder moralischen Wertung, doch der scheinbar naive Blick seines jugendlichen Alter Ego zeigt gerade, was vom Staub aufgeregter Medienberichterstattung und den heroisch eingefärbten Linsen des Hollywood-Kinos gleichermaßen verdeckt wird: den einzelnen Menschen, der, nicht vor die Wahl zwischen Frieden und Krieg gestellt, nur einen Ausweg hat: Überleben.

»Yassir Arafat sah mich an und lächelte« beschreibt, was keine Kamera und kein journalistischer Kommentar einfangen können: die authentischen Erfahrungen eines Betroffenen, unvermittelt, ungeschönt und unsentimental.


»spektakulär nüchtern und ätzend aktuell« Stefan Zweifel, NZZ am Sonntag

»Auf das bloße Geschehen, auf Bewegungsabfolgen und die Mechanik des Tötens konzentriert, erwischen einzelne Passagen den Leser mit der Gewalt detonierender Sprengsätze.«
Ronald Düker, Literaturen