Article Number: 1496
Hard Cover, German, Thread Stitching, 324 Pages, 2009, Institut für Buchkunst
Hinrichs, Ittner, Rother

XX - Die SS Rune als Sonderzeichen für Schreibmaschinen

availability unknown, if interested please write an email

Das Buch „XX-“ thematisiert in drei Kapiteln FRAU, ZEICHEN, MASCHINE wie Verwaltung, Kommunikation und Technik elementare Voraussetzungen für das Funktionieren des Vernichtungsapparates im Dritten Reich bildeten. Dabei wurde im Speziellen untersucht, wie sich die SS als Organisation durch ein konstruiertes Zeichen präsentierte und visuell legitimierte. Anhand der Schreibmaschine wird die Implementierung von Herrschaftssymbolen in Schriftsystemen herausgearbeitet.

In einer zweijährigen Recherche in Bibliotheken, Bundesarchiven sowie über Interviews mit Zeitzeugen wurde das Material zusammengetragen. Der Inhalt des Buches ergibt sich aus der bewussten Konstellation von Abbildungen (Werbe- und Propagandabildern, Archivakten) und Textfragmenten (zeitgeschichtliche, philosophische, soziologische, kulturwissenschaftliche Aussagen sowie Lexikaeinträge). Diese bilden einen inhaltlichen Komplex, indem sie sich gegenseitig kommentieren und befragen. Geschichte wird interpretiert, dargestellt und zusammengefügt. In dieser differenzierten Umgehensweise mit Geschichte, die ihre Dokumente sichtbar macht und zum Gebrauch offenlegt, beleuchtet das Buch „XX-“ seine Quellen und ihre Wahrnehmung. Als Hybrid zwischen Akte und Buch greift die Gestaltung Aktentechniken wie Registratur, Schlagwörter, Nummerierung und Kategorisierungen auf und bindet diese in einen Buchkörper ein.

Das Kapitel FRAU gibt einerseits eine Darstellung der Rolle der Frau als Stenotypistin und Ausführende an der Maschine, die den Bedingungen der Rationalisierung und der Monotonie des Arbeitsalltags unterliegt. Auf der anderen Seite wird ihr Status als Befehlsempfängerin und Mitwisserin im Nationalsozialismus hinterfragt.

Das Kapitel ZEICHEN analysiert zunächst die allgemeine Struktur von Zeichen als Kommunikationsmittel. Anhand der SS-Rune als visueller Träger der Ideologie wird die Bedeutung von Herrschaftssymbolen herausgearbeitet. Die Macht und Verbrechen der Nazis spiegeln sich nicht zuletzt auch in der "rationalen" Kennzeichnung der Opfer durch die SS-Organisation wieder.

Das Kapitel MASCHINE stellt die Frage nach der Neutralität der Technik und untersucht anhand der Büroindustrie als Bereitsteller der Maschinen das Verhältnis von Wirtschaft und Staat in einem diktatorischen System. Ebenso wird der maschinelle Aspekt dargestellt, also die Taste als scheinbar marginaler Auslöser aller Vorgänge und die Austauschbarkeit der Zeichen in Abhängigkeit des jeweiligen politischen Systems.

Die drei Kapitel werden ergänzt durch Exkurse, die sich mit Begriffen der Verwaltung, des menschlichen Massenverhaltens, der Schuld und des Archivs als Ort kollektiven Gedächtnisses und Geschichte auseinandersetzen.