Article Number: 9064
Hard Cover, English, Thread Stitching, 96 Pages, 2017, Secession
Angelika Loderer

Pleurotus Ostreatus 70

€ 24.00

Die Werke von Angelika Loderer könnte man als medienreflexive Skulpturen bezeichnen, insofern als die Künstlerin die Materialeigenschaften und Verarbeitungsprozesse ihrer Werkstoffe als grundlegende Parameter ihrer Arbeit in den Gestaltungsprozess einfließen lässt.

Ihre Skulpturen sind häufig aus Metall gegossen oder bestehen aus „sekundären“ Materialien aus dem Bereich der Metallgießerei wie beispielsweise Wachs oder einem speziellen Gusssand, der sich durch hohe Formstabilität auszeichnet und im Sandgussverfahren verwendet wird. Er ist essentiell für die Herstellung der eigentlichen Gussform, hinterlässt im fertigen Objekt aber keine Spuren – er bleibt also unsichtbar. Loderer macht das Hilfsmittel zum Medium und „baut“ damit fragile und temporäre Skulpturen, die durch ihre Bestimmung als Gusssand auf den Werkstoff Metall verweisen und dieses gleichzeitig in einen spannenden und paradoxen Dialog zwischen der Dauerhaftigkeit des einen und der Flüchtigkeit des anderen bringen. Ihr unbefangener und experimenteller Umgang mit Materialien kennzeichnet ihre Arbeitsweise: Ungewöhnliche Materialkombinationen erzeugen reizvolle Objekte, die mitunter an „performative Skulpturen“ denken lassen.

Im Zentrum der Ausstellung im Grafischen Kabinett stehen neue, im Ausstellungsraum realisierte Sandskulpturen und Bildobjekte, die das Ergebnis jüngster Experimente mit Pilzmyzel sind. Entwurfszeichnungen zu Skulpturen aus gestampftem Sand standen zunächst am Anfang der neuen Werkserie, für die Loderer Gusssand in drei Qualitäten – mit unterschiedlichen Eigenschaften und Farben – mit eigens entworfenen Metallkonstruktionen zu fragilen, temporären Formationen verbindet. Schon in früheren Sandskulpturen verbaute sie andere Werkstoffe und vorgefundene Materialien wie beispielsweise eine Matratze, was zu ungewöhnlichen Resultaten führte oder den Zufall als maßgebliches Element in den Arbeitsprozess integrierte. Bei aller Formbarkeit des Sandes setzt er dem Gestaltungswillen doch Grenzen und die Bearbeitung wird zu einem Prozess, der sich zwischen künstlerischer Intention und den Möglichkeiten des Materials abspielt.