Article Number: 10356
Soft Cover, German, Thread Stitching, 160 Pages, 2014, Secession
Dmitry Vilensky, Tina Lipsky, Bettina Spörr

Chto Delat

Time Capsule. Artistic Report on Catastrophes and Utopia
€ 21.00

Die Ausstellung Time Capsule. Artistic Report on Catastrophes and Utopia des russischen Kollektivs Chto Delat umfasst zum einen eine komplexe Rauminstallation, in deren Zentrum die Skulptur A Resurrected Soldier und der Film The Excluded. In a Moment of Danger (beide 2014) stehen, und zum anderen ein Archiv aus Postern, Ephemera, Filmfragmenten und Dokumenten, das die Arbeit des Kollektivs über mehr als ein Jahrzehnt im Zusammenhang zeigt.

Die Arbeit an der – ganz im Sinne der theatralisch-dramatischen Praxis des Kollektivs – als „tragisch“ konzipierten Ausstellung wurde von der jüngsten politischen Entwicklung in Russland und der Ukraine eingeholt. Diese steht symptomatisch für einen momentan weltweit stattfindenden, dramatischen Transformationsprozess und entwickelte sich für Chto Delat zu einer beinahe existentiellen Befragung der Möglichkeiten künstlerischen Handelns:

Darin spiegelt sich, was Kunst in einem Moment sein könnte, in dem Politik und Alltagsleben, wie wir sie kennen, zusehends zerfallen. Die Ereignisse der letzten Monate konfrontieren Russlands Künstler und Kulturschaffende plötzlich mit einer völlig neuen Wirklichkeit: eine heraufziehende Kalter-Kriegs-Stimmung, eine zunehmend hektische Suche nach Feinden, immer drückendere Repressalien gegen alle Andersdenkenden und eine offene militärische Auseinandersetzung mit der Ukraine, die auf beiden Seiten tausende das Leben gekostet hat.“ (Chto Delat)

Chto Delat zeichnet in der Ausstellung ein düsteres Bild der Gegenwart: Eine Landschaft aus medial vermittelten Bildern von Katastrophen- und Kriegsschauplätzen konfrontiert die BesucherInnen in Form von Cut-Outs mit Ereignissen in Russland, der Ukraine und Palästina sowie mit Darstellungen von Ebola-Opfern und IS-Kämpfern. Inmitten dieser Dystopie stehen die fragmentarische Monumentalskulptur eines Soldaten aus Holz und Papiermaché und eine kleine Skulptur, die ein miteinander verwachsenes Herz und Ohr darstellt. In dieser Skulptur verbergen sich die im Titel angekündigte Zeitkapsel und das utopische Moment der Ausstellung. Für Chto Delat stellt die Zeitkapsel, in der jedes Mitglied einen wichtigen Gegenstand eingeschlossen hat, die Verbindung zur Zukunft dar: „Weil wir daran glauben, dass die Zukunft darauf wartet, gemacht zu werden.“

Die filmische Performance The Excluded. In a Moment of Danger entstand unter Beteiligung der AbsolventInnen der von Chto Delat 2013 gegründeten „Schule für engagierte Kunst“ in St. Petersburg und liefert eine Reflexion auf die eigene „Ausgesetztheit“ und Ratlosigkeit. Anstelle der bisher für die Filme von Chto Delat charakteristischen dialektischen Form treten in der knapp einstündigen Vier-Kanal-Videoinstallation offene Erzählstrukturen und die Suche nach einer neuen Sprache, die der zugespitzten politischen Situation in Russland gerecht wird.

Der Film ist in 12 Kapitel aufgeteilt und beginnt mit einer zeitlichen und räumlichen Koordinaten-bestimmung der PerformerInnen. Aktuelle wie auch historisch wichtige Momente dienen als Anhalts-punkte für eine subjektive Beschreibung des Ist-Zustandes. Die Rolle sozialer Medien in der heutigen Gesellschaft und insbesondere für politische Aktionen und Protestbewegungen wird ebenso thematisiert wie die Entwicklung junger Menschen zu politischen und selbstverantwortlichen Subjekten. Die formale Entscheidung, erstmals mit einer Vier-Kanal-Videoinstallation zu arbeiten, vermittelt die Heterogenität der Stimmen und stellt eine visuelle Entsprechung zur von den KünstlerInnen empfundenen Katastrophenstimmung dar.

Eingeladen vom Vorstand der Secession
Kuratorin: Bettina Spörr

Der Film The Excluded. In a Moment of Danger ist eine Koproduktion von Secession, São Paulo Biennale und Kunstbunker Nürnberg.

Chto Delat (Was tun?) ist ein 2003 in St. Petersburg gegründetes Kollektiv, das KünstlerInnen, KritikerInnen, PhilosophInnen und SchriftstellerInnen aus St. Petersburg und Moskau zu seinen Mitgliedern zählt.

Chto Delat zeichnet in der Ausstellung ein düsteres Bild der Gegenwart: Eine Landschaft aus medial vermittelten Bildern von Katastrophen- und Kriegsschauplätzen konfrontiert die BesucherInnen in Form von Cut-Outs mit Ereignissen in Russland, der Ukraine und Palästina sowie mit Darstellungen von Ebola-Opfern und IS-Kämpfern. Inmitten dieser Dystopie stehen die fragmentarische Monumentalskulptur eines Soldaten aus Holz und Papiermaché und eine kleine Skulptur, die ein miteinander verwachsenes Herz und Ohr darstellt. In dieser Skulptur verbergen sich die im Titel angekündigte Zeitkapsel und das utopische Moment der Ausstellung. Für Chto Delat stellt die Zeitkapsel, in der jedes Mitglied einen wichtigen Gegenstand eingeschlossen hat, die Verbindung zur Zukunft dar: „Weil wir daran glauben, dass die Zukunft darauf wartet, gemacht zu werden.“

Die filmische Performance The Excluded. In a Moment of Danger entstand unter Beteiligung der AbsolventInnen der von Chto Delat 2013 gegründeten „Schule für engagierte Kunst“ in St. Petersburg und liefert eine Reflexion auf die eigene „Ausgesetztheit“ und Ratlosigkeit. Anstelle der bisher für die Filme von Chto Delat charakteristischen dialektischen Form treten in der knapp einstündigen Vier-Kanal-Videoinstallation offene Erzählstrukturen und die Suche nach einer neuen Sprache, die der zugespitzten politischen Situation in Russland gerecht wird.

Der Film ist in 12 Kapitel aufgeteilt und beginnt mit einer zeitlichen und räumlichen Koordinaten-bestimmung der PerformerInnen. Aktuelle wie auch historisch wichtige Momente dienen als Anhalts-punkte für eine subjektive Beschreibung des Ist-Zustandes. Die Rolle sozialer Medien in der heutigen Gesellschaft und insbesondere für politische Aktionen und Protestbewegungen wird ebenso thematisiert wie die Entwicklung junger Menschen zu politischen und selbstverantwortlichen Subjekten. Die formale Entscheidung, erstmals mit einer Vier-Kanal-Videoinstallation zu arbeiten, vermittelt die Heterogenität der Stimmen und stellt eine visuelle Entsprechung zur von den KünstlerInnen empfundenen Katastrophenstimmung dar.

Sprache: Deutsch/ Englisch