Article Number: 3978
Soft Cover, German, Glue Binding, 300 Pages, 2012, Daedalus
Gerhard Fischer

Antonio Vivaldis letzter Sommer

»Wer hätte nicht einen flüchtigen Schauder, eine geheime Scheu und Beklommenheit zu bekämpfen gehabt, wenn es zum ersten Male oder nach langer Entwöhnung galt, eine venezianische Gondel zu besteigen?

Wenn man über Nacht das Unvergleichliche, das märchenhaft Abweichende erleben will, schifft man sich nach Venedig ein. Auf der Fahrt über See genießt das Auge den leeren, ungegliederten Raum. Ein Morgen mit Sonne auf der Erde und auf dem Wasser, das prickelnd, salzig, lebendig ist. Wir erinnern uns, wie Gustav Aschenbach davon träumte auf dem Wasserwege ein anderes Venedig zu erreichen, als man, zu Lande sich nähernd, die Wasserstadt je angetroffen hat. Als ob das feuchte Geschlecht des Meeres ein spätes Abenteuer des Gefühls dem fahrenden Müßiggänger vielleicht noch bereit hielte, kehrte das Schiff nach schwerfälligen Manövern seinen Bugspriet der Riva degli Schiavoni zu, ein Klatschen schmutzig schillernden Wassers mischt sich unter einen Ton von hellen und dunklen jungen Stimmen.